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Der Mönch am Meer von Caspar David Friedrich digitalisiert vom Projekt Google Arts & Culture

Das Meer und der Mensch

·2 min
Autor
Christin Eibisch
Pastorin in Jena und Bad Klosterlausnitz

Das Meer und der Mensch
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Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Freunde!

Im Urlaub verbrachte ich viele Stunden am Atlantik. Auf einem Stein sitzend sah ich zu, wie glitzernde Sonnenstrahlen auf den Wellen tanzten, hörte den Rhythmus heran rollender Wellen, ein Rauschen und Klickern, verursacht von rollenden Steinchen, Muschel- und Schneckenschalen. Mit nackten Füßen lief ich an der Wasserlinie entlang und sah, wie der Strand mit der Flut immer schmaler wurde. Ich genoß den weiten Blick. Eine große Zufriedenheit nahm Raum in mir. Die Sonne ging unter und ich durfte dabei sein. Was für ein Geschenk! Für einige Momente war die Welt in Ordnung.

Schon immer zog die Küste Menschen an. Das Rauschen des Meeres beruhigt. Am fernen Horizont berühren sich Himmel und Erde in allerlei Farbtönen. Es wird nie langweilig und hört sich je nach Wind immer etwas anders an. Hier fühle ich mich in eine unüberschaubar große Weite hineingenommen. Ich spüre Freiheit. Kann atmen. Kann ich selbst sein. Die Weite und Tiefe und die ungeheure Energie des Meeres erzählen ehrfürchtig von Gott.

Du, Gott, herrschst über das ungestüme Meer,
du stillst seine Wellen, wenn sie sich erheben.

– Psalm 89, 10

Der durchschnittliche Salzgehalt der Meere entspricht genau dem Salzgehalt des Fruchtwassers im Mutterleib, so fanden Forscher heraus. Ungeborene Kinder wachsen also im biologischen Milieu der Urmeere auf. Vielleicht empfinden deshalb so viele Menschen eine tiefe Sehnsucht nach dem Meer, dem Ursprung des Lebens…

Paul Gerhardt kommt mir in den Sinn:

Gott gebe uns ein fröhlich Herz,
erfrische Geist und Sinn
und werf’ all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz
ins Meeres Tiefe hin.