Zum Hauptinhalt springen
Foto von mtsjrdl auf Unsplash

Erzähl mir vom Frieden

·2 min
Autor
Christin Eibisch
Pastorin in Jena und Bad Klosterlausnitz

Erzähl mir vom Frieden
#

Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Freunde!

Im schönsten Sommerwetter kamen mein Mann und ich auf unserer Urlaubsfahrt durch Frankreichs Norden an vielen Kriegsgräbern vorbei.

Von deren Existenz wußte ich. Wir sahen gepflegte Wiesen mit unzähligen weißen Kreuzen. Es sind Denkstätten für die im 1. Weltkrieg gefallenen Soldaten. Was für ein Wahnsinn! Mir kam ein Lied von Hannes Wader in den Sinn.

Weit in der Champagne im Mittsommergrün
Dort wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blüh’n
Da flüstern die Gräser und wiegen sich leicht
Im Wind, der sanft über das Gräberfeld streicht
Auf deinem Kreuz finde ich toter Soldat
Deinen Namen nicht, nur Ziffern und jemand hat
Die Zahl Neunzehnhundertundsechzehn gemalt
Und du warst nicht einmal neunzehn Jahre alt…

– (1. Strophe aus Es ist an der Zeit)

Mehr als 100 Jahre ist das her. Und noch immer in Erinnerung. Gut so. Werden Menschen irgendwann lernen, Intelligenz und Fähigkeit so einzusetzen, dass Interessenskonflikte und Auseinandersetzungen friedlich gelöst werden??? Es gibt ein Foto, da ist meine Oma schon sehr alt. Mein Vater und sie stehen zusammen am Grab ihres ersten Mannes. Erwin, die Liebe ihres Lebens. In Elsholz nahe Beelitz sind viele Namen junger Männer auf einem Gedenkstein zu lesen. Auch der meines Großvaters. Der starb wahrscheinlich am 2. Mai 1945 vor den Toren Berlins. Die Soldaten wurden von der sowjetischen Armee aus der Luft angegriffen. Erwin war 36 Jahre alt, meine Oma 28. Der Gastwirt des kleinen Ortes hatte meinen Großvater in den letzten Stunden seines Lebens gepflegt. Es war ihm nicht vergönnt, zu seiner Familie zurückzukehren. Am 7. Mai ‘45 ist mein Vater 8 geworden, meine Tante war gerade 2 Jahre alt.

Auf dem Foto hält sich meine 90-jährige Oma vor Schreck die Hand vor den Mund und ist erstarrt. Zum ersten Mal liest sie den Namen ihres ersten Mannes auf diesem Gedenkstein. Mein Vater steht betroffen daneben. Ein Wahnsinn, was Kriege anrichten! Generationen werden vom Krieg geprägt, auch die Nachkommen. Ein Wahnsinn! Ein Wahn, was Kriege für Folgen haben… Frieden! Frieden! Frieden! Wie gut, dass es die Ökumenische Friedensdekade gibt. Erzähl mir vom Frieden – lautet das Thema. Gibt es eine Friedensgeschichte, die Sie, die Du aus eigenem Erleben erzählen kannst?

Pastorin Christin Eibisch